Deadstream

6,5 / 10

Ein gelungener Found-Footage-Film, verpackt als Horror-Komödie, in die der kantige Vlogger Shawn Ruddy (Joseph Winter) sein Public Image mit einem Live-Trip zu einem Spukhaus rehabilitieren möchte. Aufgezeichnet wird dies mit mehr als einer Handvoll GoPros, wodurch sich der Film eine Flexibilität in der Anzahl der verfügbaren Perspektiven verschafft. Die Ausstrahlung erfolgt auf seinem Pseudo-Twitch-Kanal, in dem vor allem die authentische Kommentarspalte sich als höchst amüsante Goldgrube an Reaktionen erweist und der heimliche Star des Films ist. Ein weiteres schönes Merkmal ist Shawns reflexartige Schimpfwörter-Zensur, um einer Demonetisierung seines Streams zu entgehen. Das Bindeglied im Drehbuch zwischen sonderbaren Vlogger und Monster-Grusel bildet dabei das englische Wort „demonetization“ – wegen „demon“ und so.

Shawn harmoniert mit den Online-Zuschauer:innen äußerst gut, doch seine überaktive Präsenz gestützt durch übertriebene Schreckreaktionen nimmt dem weiteren Aufenthalt im Spukhaus die Spannung maßgeblich weg und damit auch das Interesse an seinem Schicksal. Unterdessen scheinen die GoPros ihr Licht auf ein durchaus akzeptables Kostümdesign, dessen Grusel durch die frontale Beleuchtung beeinträchtigt wird. Die glaubwürdige Abbildung eines ungehemmten Streamers – garniert mit ekstatischer Einführung und dahinblubbernder Retromusik – sowie die eingeworfenen Kommentare der Zuschauenden sind die Highlights, die Deadstream jedoch in Teilen zum Verhängnis werden.

Kritik veröffentlicht am 18. Februar 2023.