Filmkritiken
Rambo: First Blood
erschienen 06.01.1983
Länge 1 Stunde 33 Minuten
Genre Action, Thriller, Gesellschaft
Regie Ted Kotcheff
Cast Silvester Stallone, Richard Crenna, Brian Dennehy, Bill McKinney
Drehbuch Sylvester Stallone, Michael Kozoll, William Sackheim
Musik Jerry Goldsmith
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Quelle: themoviedb.org

Rambo: First Blood

8,5 / 10

Auf dem Fundament eines Survival-Thrillers hinterfragt Regisseur Ted Kotcheff in Rambo: First Blood den Stellenwert der US-Flagge, stellt die posttraumatische Belastungsstörung bei und die gesellschaftliche Wahrnehmung von Kriegsveteranen dar, in diesem Fall während der Vietnam-Ära. Für die Ausgangslage transferiert er den Kampf vom südostasiatischen Raum in die fiktive Kleinstadt Hope im nordwestlichen US-Bundesstaat Washington und lässt den famos aufspielenden Sylvester Stallone in die Rolle des wenig redenden Veterans John J. Rambo schlüpfen. Aus den drei symptombehafteten Eskalationsstufen – Gefühlstaubheit, traumatische Erinnerungen und Katharsis – entwickelt sich eine gut getaktete Verfolgungsjagd zwischen Rambo und der örtlichen Polizei in den kalten Gebirgsschluchten Washingtons. Angetrieben von Powertripping und Vergeltung möchte der Sheriff Will Teasle (Brian Dennehy) ihn zur Strecke bringen und erhält nach den scheiternden Versuchen eine Warnbotschaft vom Veteranen, die Sinnbild für den fehlenden Blick des Sheriffs, respektive eines konservativen Amerikaners, auf die Außenwelt ist:

„Hör auf oder du hast einen Krieg, den du nie begreifen wirst!“

Ein Raketenwerfer-Angriff der Nationalgarde verdeutlicht diese Unwissenheit und Naivität, die mit dem dümmlichen Posieren für ein Foto vor einer verschütteten Mine, in der sich John versteckt, abgerundet wird. Sie verkennen seine Erfahrungen aus Vietnam, die ihn zu einer menschlichen Maschine mit zwei Modi gemacht haben: Überleben und Töten, letzteres im Dienste des Heimatlandes. Rambos Überlebenskampf im Inlandsdschungel und seine vom Trauma angetriebene Vergeltung setzt sich unterdessen fort. Der Konflikt schaukelt sich weiter hoch, der Actiongrad wird erhöht und eine persönliche Komponente kommt ins Spiel, um die Lage zu deeskalieren: Rambos ehemaliger Vorgesetzter Colonel Trautman (Richard Crenna). Im wütenden Finale treffen beide aufeinander und es folgt Stallones exzellent und vor allem glaubwürdig vorgetragener Monolog, in dem er in erster Linie mit der US-Außenpolitik und der mangelnden Anerkennung von der Gesellschaft abrechnet, was sogar den Colonel bewegt. Speziell die Ausleuchtung beeindruckt, als der Veteran sich in den Schatten – für die von Unschuld befreiten Taten im Krieg stehend – bewegt und sein Gesicht sich in eine dunkle, aber zugleich repräsentierende Silhouette für das menschliche Kanonenfutter verwandelt, für das die Politik und das Militär sie gesehen hat. Sein darauffolgender Zusammenbruch im Licht lenkt den Fokus endgültig auf die ruinierte Psyche des Veteranen.

Generell hat dieser „Einer gegen alle“-Survival-Thriller das Template für die späteren Actionklassiker „Predator“ (1987) sowie „Stirb langsam“ (1988) erstellt, doch die Action und die Dialoge (besonders mit Trautman) offenbaren den Anwohnern und den Zuschauer:innen zudem die politische und mentale Dimension dieses Krieges. Der Nahkampf im Wald spiegelt die beiden Handlungsmodi von Rambo wider und sowohl die Waffen als auch die Explosionen sind für die Polizisten eine Kostprobe des für sie nur bisher in den Medien zu sehenden „Millionen-Dollar-Equipments“, das vom Militär im eigentlich weit entfernten Krieg verwendet wird. Beim sich steigernden Spektakel fällt dann die Abwesenheit des Gegenteils in der Handlung umso mehr ins Gewicht: Einen Moment der Ruhe, den man sich für ihn herbeisehnt. Zwar zeigt Rambo: First Blood einen überspitzten Überlebenskampf, verleiht aber dabei den traumatisierten Kriegsveteranen eine wichtige Stimme und arbeitet mit einer nachdenklich stimmenden, durchgängigen Stresssituation über die 90 Minuten.

Film Rambo: First Blood
erschienen 06.01.1983
Länge 1 Stunde 33 Minuten
Genre Action, Thriller, Gesellschaft
Regie Ted Kotcheff
Cast Silvester Stallone, Richard Crenna, Brian Dennehy, Bill McKinney
Drehbuch Sylvester Stallone, Michael Kozoll, William Sackheim
Musik Jerry Goldsmith