Filmkritiken
Trenque Lauquen
erschienen 01.06.2023
Länge 4 Stunden 20 Minuten
Genre Mystery, Thriller, Romanze, Gesellschaft
Regie Laura Citarella
Cast Laura Paredes, Ezequiel Pierri, Rafael Spregelburd, Elisa Carricajo
Drehbuch Laura Citarella, Laura Paredes
Musik Gabriel Chwojnik
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Quelle: themoviedb.org

Trenque Lauquen

8 / 10

Ein Film, zwei Teile, mehr als vier Stunden Laufzeit und eine Geschichte bestehend aus aufeinander aufbauenden Mysterien, die sich in der titelgebenden Kleinstadt und auf dem Land westlich der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires entfalten. Zum einen verfährt das Drehbuch in Trenque Lauquen nach dem Kaninchenbau-Prinzip. Zwei Männer machen sich auf die Suche nach den letzten Spuren von der Biologin Laura (Laura Paredes), die bei ihrer Forschung nach Orchideensorten plötzlich verschwunden ist. Zu Beginn wird in Rätseln ein kleiner Blick auf die bevorstehende Entwicklung der Geschichte geworfen, ehe die Beweggründe der zwei Männer Ezequiel (Ezequiel Pierri) und Rafael (Rafael Spregelburd) konkret präsentiert werden. „Irgendwas ist passiert“ ist eine wiederkehrende Phrase in diesem Film, aber zwischen den drei Worten beginnt der Film sich an einem dünnen roten Faden entlang zu bewegen, an die eine Vielzahl an kuriosen Informations-Sprechblasen befestigt sind. Bücher und fremde Lebensläufe werden ausgegraben und so werden die Zuschauer:innen dazu animiert, mit den Protagonist:innen gleichermaßen sich in die geheimnisvolle Handlung hinein zu begeben – vom „Easter Egg“ zur persönlichen Offenbarung.

Der Kaninchenbau fasziniert, in dem Regisseurin Laura Citarella es währenddessen schafft die Gefühlszustände der Figuren in die Enthüllungen miteinzubeziehen. Blicke und Gesten werden somit gefüttert. Im ersten Teil richtet sich der Fokus auf die drei Personen, ihre Verbindungen zueinander sowie das Entdeckungsabenteuer. Letzteres steht auch in Teil Zwei im Vordergrund, in der sich ein Thriller aufbaut. Nun wird die Kleinstadt durch einen eigenartigen Vorfall medial miteinbezogen und mit Lauras Werdegang, erzählt aus ihrer Perspektive, verstärkt verbunden. Fortgefahren wird im Ergründen des Kaninchenbaus und dabei zeigt sich, dass die Struktur der Geschichte von Trenque Lauquen sich zum anderen zur aufblühenden Pflanze als Emanzipations-Metapher verwandelt, die auch in den späteren Bildern zum Ausdruck kommt. Hierbei bewegt sich die Handlung nach dem Erreichen der Wurzel anschließend hinauf – der Stiel als Pfad aus dem Geplanten heraus.

Abgrenzungen spielen im zweiten Teil ebenfalls hinein, wodurch neue Bindungen entstehen. Aufgelockert wird das Gezeigte durch eine charmante, musikalische Untermalung, mal mit einem sehnsüchtigen Akustik-Musikstück oder mit gespenstischen Synthesizer-Klängen und elektronischen Beats, die die Mysterien begleiten. Die Pause zwischen den beiden Teilen lässt das Bisherige gut verdauen und sofern die Spurensuche nicht als Stapelung von Absurditäten abgetan wird, kann hier eine beachtliche Story beobachtet werden, die einen in ihren Bann zieht und dessen Ausgang selbst vervollständigt werden kann. Immersion durch verästelte Narration – Trenque Lauquen ist filmisches „connecting the dots“ in einem irren Abenteuer, das in seiner Kaninchenbau gleichenden Informationstiefe die Gefühlszustände der Figuren stets im Blick hat und die Neugier als Handlungsmotor für die Interessierten konstant laufen lässt. Eine Perle in diesem Filmjahr.

Film Trenque Lauquen
erschienen 01.06.2023
Länge 4 Stunden 20 Minuten
Genre Mystery, Thriller, Romanze, Gesellschaft
Regie Laura Citarella
Cast Laura Paredes, Ezequiel Pierri, Rafael Spregelburd, Elisa Carricajo
Drehbuch Laura Citarella, Laura Paredes
Musik Gabriel Chwojnik