Verlorene Illusionen

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Ganz im Sinne des Duktus dieses Films folgt hier ein Verriss: 149 Minuten ist diese boulevardeske „Sex, Drugs and Rock n‘ Roll“-Interpretation einer Pariser PR-Schlammschlacht einfach nicht wert. Permanent erzählt ein Off-Sprecher die Erlebnisse und Konsequenzen von Lucien de Rubempré (Benjamin Voisin), der die ganze Zeit angespannt wirkt und wie das Double von Galileo-Reporter Harro Füllgrabe aussieht. Unter dem Klatschpresse- und Journalismus-Mantel wird eine augenrollende Beziehungsgeschichte zwischen Lucien und der Adligen Louise de Bargeton (Cécile de France) peu à peu dargestellt, in der der Protagonist sich auf die dunkle Seite der Zeitungen schlägt, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und ihren Mann zu verhöhnen.

In der Zwischenzeit wird diese Sehnsucht mit einer Ersatzfrau Coralie (Salomé Dewaels) überbrückt, was natürlich für Lucien zu einem Beziehungsscheideweg führt, der durch einen Plot Twist dramatisiert wird. Emotionen möchten in diesem Parallelstrang einfach nicht aufflammen. Am interessantesten sind der Auktionscharakter der Artikelvergabe unter den Zeitungen und die florierende Korruption zwischen Subjekt (Person, Werk) und Autor, die man in abgewandelter Form in den heutigen Magazinen und überregionalen Zeitungen wiederfinden kann. Übrig bleibt das zu lobende Design der Schauplätze und Kostüme, die Darbietung von Vincent Lacoste als Klatschpresse-Leiter sowie das Misstrauen gegenüber damalige und aktuelle Kritiken, aber der Rest wirkt gleichgültig, künstlerisch überspitzt (wozu braucht es eine Kamerafahrt eines bekifften Protagonisten über den Esstisch, wenn man zuvor eindrücklich observieren kann, wie er von einem Dopamin- und Endorphin-High zum nächsten lebt?) und träge.