Filmkritiken
Nader und Simin - eine Trennung
erschienen 14.07.2011
Länge 2 Stunden 3 Minuten
Genre Familie, Drama, Thriller, Religion, Gesellschaft
Regie Asghar Farhadi
Cast Leila Hatami, Payman Maadi, Shahab Hosseini, Sare Bayat, Sarina Farhadi
Drehbuch Asghar Farhadi
Musik Sattar Oraki
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Quelle: Memento Films

Nader und Simin - eine Trennung

9,5 / 10

Zeigen, was ist: ein herzzerreißendes Porträt einer iranischen Familie, in der das Ehepaar Nader und Simin (Peyman Maadi und Leila Hatami) den Spagat zwischen Zukunft im Ausland, zum Wohl für das aufwachsende Kind, und dem an Alzheimer leidenden Vater des Ehemannes nicht mehr zu stemmen vermag. Das Auseinanderleben des Paares und Naders darauffolgendes Engagieren einer weiblichen Haushaltskraft für seinen Vater löst eine Kettenreaktion aus, in der die Familie der Engagierten involviert sein wird. Ohne non-diegetische Untermalung entwickelt sich ein Drama auf eine organische Art und Weise, in der Schuldzuweisungen und Schwarzweiß-Einteilungen nicht möglich sind.

Jeder der exzellent gespielten Charaktere versucht sich im Recht zu wähnen, versucht sich durch die sich mit Lügen verschlimmernde Situation zu manövrieren. Ihre Beweggründe korrespondieren mit ihrem Status, der sich aus der Gesellschaftsstruktur im Iran speist. Der von Stolz geprägte Abwehrmechanismus der Männer spielt hier ebenfalls hinein wie auch die Gegenüberstellung von moderner Akzeptanz und strengerer Orientierung an der Religion, repräsentiert durch die zwei Familien. Weil jeder Vorgang stets nachvollziehbar bleibt, schaut man fassungslos, verzweifelt zu und wirft innerlich die Hände fragend hoch, im Gedanken: Was soll man dagegen sagen? Kann man es ihnen in dem Moment verübeln? Kann man das Ganze aufhalten?

Nein. Ungeschönt, unaufhaltsam und dabei unangenehm spannend schreitet der bitter ausgefochtene Streit sowohl zwischen als auch in den beiden Familien voran. Inmitten all dessen behält Farhadi die beiden Töchter auf den jeweiligen Seiten im Blick. Sie sind ohnmächtige Zuschauerinnen im Angesicht eines Wirbelsturms, besonders dann, wenn die zwei sich gegenseitig anstarren. Da zeichnet sich praktisch die mentale Narbe ab, die beide vermutlich auf lange Zeit auseinanderdividieren wird. Weiterhin ist die erwähnte Spannung stets spürbar, in der die Räumlichkeiten – gerade im Finale – miteinbezogen werden. Gleiches gilt für das emotionale Gewicht, das auf den Schultern aller Protagonist:innen lastet. Kurzzeitige Entlastungen durch Gefühlsausbrüche, beispielsweise im Badezimmer oder im Auto, sprechen Bände.

Repressalien und verbale Wut können gar antizipiert werden und einen selbst teils in Angst versetzen. Physische und religiöse Barrieren werden passend in den Verlauf der Handlung eingefügt und die Windschutzscheibe ist eine metaphorisch fantastische Mündung der Ereignisse. Nader und Simin – eine Trennung bewegt sich durchgängig in einer menschlichen Grauzone, bietet keinen gerechten Ausgang an und ist trotz seiner Verortung im Iran durch das Schauspiel sowie Agieren der Akteur:innen ein universell berührender Konflikt, der sich jederzeit zu einhundert Prozent echt anfühlt.

Film Nader und Simin - eine Trennung
erschienen 14.07.2011
Länge 2 Stunden 3 Minuten
Genre Familie, Drama, Thriller, Religion, Gesellschaft
Regie Asghar Farhadi
Cast Leila Hatami, Payman Maadi, Shahab Hosseini, Sare Bayat, Sarina Farhadi
Drehbuch Asghar Farhadi
Musik Sattar Oraki