Der Imaginäre

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Ein imaginärer Freund als Kompensationsmittel für ein Mädchen – das um ihren verstorbenen Vater trauert – bildet die Ausgangslage in Yoshiyuki Momoses bemühter Fantasy-Odyssee. In zweifacher Hinsicht strotzen die von ihm und Studio Ponoc dafür erschaffenen Welten nur so von Kreativität und leuchtenden Farben, doch wirken diese überwiegend wie ausgedehnte Technik-Spielplätze für die unbestreitbaren Visualisierungsfähigkeiten von ebenjenem japanischen Animationsstudio. Das Gesehene ist mal ironisch substanzlos, mal kurzweilig niedlich, mal eine nette Anspielung an Ideen anderer Filme, wie zum Beispiel eine Invertierung des Schreck-Mechanismus aus Pixars „Die Monster AG“ oder der Eintritt in die Winkelgasse aus der Harry Potter-Reihe. Immer wieder grätscht aber auch der Zeichenstil hinein, der mit seiner betonten Schattierung die Bewegungen der Figuren träge aussehen lässt.

Alles andere als träge kommt dagegen die Handlung daher, die sich vor allem durch eine große wilde Umleitungsroute auszeichnet. Auf dieser werden die Hauptfiguren von einem blassen abstoßenden Antagonisten verfolgt. Dessen Geistermädchen im Schlepptau lässt zwar seinen Lebenslauf grob rekonstruieren, dennoch bleibt die Motivation des Gegners wenig verständlich. Der Faktor der Erinnerung gewinnt indes zunehmend an Gewicht in der Trauerphase, sowohl beim imaginären Freund Rudger, als auch beim reellen Mädchen Amanda und ihrer Mutter Elizabeth Shuffleup (welch zugängliche Namen für einen von Netflix ab sechs Jahren eingestuften Anime). Dies sorgt für einen halbwegs stimmigen Abschluss der Geschichte, die aber unter dem buchstäblich bebilderten Brainstorm von Drehbuchautor Yoshiaki Nishimura zu kämpfen hat. Letztlich fühlt sich Der Imaginäre wie eine kreative Kunstflugshow ohne narrativen Fokus wie bleibenden Mehrwert an.