erschienen | 31.08.2022 |
Länge | 1 Stunde 41 Minuten |
Genre | Drama, Romanze |
Regie | Laurent Larivière |
Cast | Isabelle Huppert, Lars Eidinger, Swann Arlaud |
Drehbuch | François Decodts, Laurent Larivière |
Musik | Jérôme Rebotier |
Quelle: Camino Filmverleih
Die Zeit, die wir teilen präsentiert vielschichtige Verdrängungsprozesse, die sich beginnen zu erheben, nachdem die gleichnamige, irisch-französische Buchverlegerin (Isabelle Huppert) ihrer ersten Liebe namens Doug (Stanley Townsend) in Paris wiederbegegnet. Die Zuschauer werden Zeugen eines turbulenten Lebens einer Frau, gezeichnet von den abrupt endenden Beziehungen zu engen Kontakten, einer frühen Schwangerschaft und einem Bruch im familiären Umfeld. Eifersucht, Unverständnis und Nachlässigkeit spielen hierbei eine zentrale Rolle in der Geschichte, die in ihrer Vergangenheit und Gegenwart spielt.
In der kunstvollen Darstellung der zahlreichen, verdrängten Erlebnisse klaffen mehrere Lücken. Es wird dreimal die vierte Wand durchbrochen: Gleich zu Beginn, indem Joan bei einer nächtlichen Autofahrt ihr Leben in grauen, versunkenen Tönen zeichnet, bei einer Tankstelle und schließlich in der Villa ihrer Eltern, aber der Sinn und Zweck dieser Technik ergibt sich mir nicht. Einige Charaktere hätten ein noch stärkeres, emotionales Fundament benötigt, darunter die junge Joan (Freya Mavor), der junge Doug (Éanna Hardwicke) und vor allem Joans Eltern. Beziehungsbrüche werden in einer Handvoll Einstellungen abgehandelt und so bleibt man wie die Hauptdarstellerin ratlos zurück über diese Entscheidungen, aber für das Mitgefühl fehlt es an Tiefe und Zeit. Die Bilder werden von einer musikalischen Unwucht begleitet, wenn Streicher zu intensiv in den Vordergrund treten und für das Gesehene eher hinderlich sind.
Lars Eidinger wiederum absolviert seinen Part mehr als ordentlich, auch wenn über seiner Performance die ungeliebte Wolke der Filmförderung schwebt. Die Einführung seines Charakters groovt sich langsam ein und gemeinsam mit Huppert bilden sie das Tandem für den gegenwärtigen Erzählungsstrang. Seine Rolle als Buchautor wandelt zwischen Angst, Verbissenheit, Humor und Empathie, wobei letzteres die Handlung gut unterstützt. In der zweiten Hälfte des Films wendet Regisseur und Drehbuchautor Laurent Larivière eine geschickte Mischung aus Fiktion und Drive My Car an, indem die Villa als Rückzugsort für Joan fungiert, sie ihre Erinnerungen mit ihrem Sohn dort teilt und Reibungen zwischen ihnen entstehen, die sie zu einem Scheideweg zwischen Status Quo und Neuanfang bringen.
Die verschiedenen Kunstgriffe führen dazu, dass Die Zeit, die wir teilen ein zu ambitioniertes Werk geworden ist, in dem es an der Ausarbeitung der Nebencharaktere hapert durch ein zu hohes Erzähltempo. Doch in dem künstlerischen Wirrwarr entfaltet sich ein ansehnlicher Aufräumprozess eines Lebens zwischen Kontaktabbrüchen, Trauer und Einsamkeit.
Film | Die Zeit, die wir teilen |
erschienen | 31.08.2022 |
Länge | 1 Stunde 41 Minuten |
Genre | Drama, Romanze |
Regie | Laurent Larivière |
Cast | Isabelle Huppert, Lars Eidinger, Swann Arlaud |
Drehbuch | François Decodts, Laurent Larivière |
Musik | Jérôme Rebotier |