Laurent Garnier: Off the Record

5 / 10

Ein autobiografischer Abriss der DJ-Laufbahn, ein 90-minütiger Unterricht über die Geschichte des Technos, eine Brücke zwischen Techno und Kunst, eine Erlebnisschilderung des Dancefloors, eine Prognose der künftigen Clubkultur – die Narrative in der Musik-Doku Laurent Garnier: Off the Record tanzt innerhalb von 90 Minuten auf vielen, zu vielen Hochzeiten gleichzeitig. Als großer Anhänger der elektronischen Musik wird man zwar über die Entstehung und Verbreitung des Clubgenres der gegenwärtigen Stunde informiert. Wozu es aber den titelgebenden DJ-Veteranen aus Frankreich dafür benötigt und Regisseur Gabin Rivoire nicht einfach die Zeitdokumente für sich sprechen lässt, wird nicht ersichtlich.

Eher entsteht dadurch der Eindruck eines Gedränges der Erzählebenen, was angesichts des Hauptaustragungsorts von Clubmusik ironisch erscheint. Garnier lässt Revue passieren mit mangelndem Hinweis auf das Glück in seiner privilegierten Karriere und das Drehbuch grast bedeutende Künstler:innen und Clubs in der sich ausbreitenden Szene inklusive Zeitlupen-Lichtgewittern einfach ab.

Das größte Problem lässt sich wie folgt herunterbrechen: Show and tell. Auf diese Art und Weise schreitet der Film voran und lässt stets namhafte Größen der Szene erscheinen. Deren Aussagegehalt wird nicht gefiltert und somit wechseln sich interessante Statements mit banalen ab und lassen nur ein Minimum an Substanz zustande kommen. Peggy Gous Präsenz ist ein einziges, augenrollendes Ärgernis. Unbegreiflich ist es auch, wie die Legende Jeff Mills einfach Plattitüden in den Raum werfen darf, obwohl er viel Interessanteres von sich geben könnte.

Effektiver wäre es gewesen nur die Musik und die Zeitzeug:innen zu hören. Dazwischen hätte Garniers Klassiker „The Man with the Red Face“ auch noch seinen Platz finden können. Die historische Dimension erzeugt noch das meiste Interesse, aber diese leidet an der mangelnden Ausrichtung des Films. Vielleicht mag das ein kleiner Wink zwischen den Bildern auf den Ethos des Genres sein, aber diese Übersetzung funktioniert nicht auf das Medium Film. So leid es auch tut, Laurent Garnier: Off the Record ist unterm Strich ein garniertes Namedropping, nichts Ganzes und nichts Halbes und leider mehr etwas für Techno-Tourist:innen, die in den nächsten fünf Jahren dem Genre ihren Rücken gekehrt haben werden.