erschienen | 23.02.2023 |
Länge | 1 Stunde 51 Minuten |
Genre | Thriller, Medien |
Regie | Nicholas D. Johnson, Will Merrick |
Cast | Storm Reid, Joaquim de Almeida, Ken Leung, Nia Long |
Drehbuch | Will Merrick, Nicholas D. Johnson, Sev Ohanian |
Musik | Julian Scherle |
Quelle: themoviedb.org
Die Suche nach der vermissten Mutter im Internet: Als aufbereiteter Desktop-Thriller überzeugt Missing auf der visuellen Ebene und zeigt sich auf der Höhe der Zeit. Ein rauschhaft geschnittenes Update über die Entwicklung der sozialen Medien und ein Einblick in die verfügbaren Applikationen auf einem MacBook werden gezeigt sowie die Tiefe des World Wide Web abgetastet. Letzteres wiederum entwickelt sich mit der Zeit aber zum Hauptproblem von Missing, nämlich die labyrinthische Handlung zwischen Los Angeles und der kolumbianischen Stadt Catargena. Eine falsche Fährte jagt die nächste. Eindrücke von involvierten Personen werden für die Protagonistin June (Storm Reid) und die Zuschauer:innen alle paar Minuten auf den Kopf gestellt, was in den ersten beiden Dritteln noch das Interesse, folglich die Spannung steigert, aber im Schlussakt das Fass zum Überlaufen bringt und ins Alberne abdriftet.
Der Spielwiesen-Charakter des Desktops von Junes MacBook bietet aber zweifellos gute Unterhaltung und die nötige Authentizität bei Videoanrufen wird durch die eingeschobenen Empfangseinbrüche geschaffen. Indes wird man bei Apple vermutlich ein paar kleine, innere Freudensprünge gemacht haben, in erster Linie durch die klare Visualisierung der MacBook-Benutzeroberfläche, aber auch mit ihrer eigenen displayoptimierten Schrift San Francisco, die mit ihren Schriftschnitten durchgängig gut lesbar ist. Abseits des bestandenen Typografie-Stresstests gestaltet sich Junes private Ermittlungssuche mit ihren Google-Recherchen nicht komplett nachvollziehbar aufgrund der montagegleichenden Präsentation und einem fehlenden Zeitrahmen, in dem sie im schnellen Schritttempo den Vermisstenfall aufrollt. Das Drehbuch erlaubt sich dabei glückliche wie bedenkliche Kniffe und zugunsten des Empathisierens mit der Protagonistin wird eine fragliche Entscheidung auf filmischer Ebene gefällt, denn warum sollte eine 18-Jährige außerhalb der Videoanrufe mit angeschalteter Frontkamera arbeiten und zu sehen sein? Privatsphäre scheint keine Rolle im Leben der Jugendlichen zu spielen. Warum wird der Batterieladezustand des MacBooks in einem Moment relevant, wenn June zuvor problemlos gearbeitet hat? Hin und wieder hätte man einen Blick auf die Taskleiste oben werfen können, um die Zeit und die Batterie im Blick zu haben.
Erwähnenswert bleibt noch die Kritik an der Kommerzialisierung und Viralität von Kriminalverbrechen im Rahmen der steigenden Spannung, in der das Schicksal von Junes Mutter Grace (Nia Long) von likesüchtigen Nutznießern und Streamingdiensten ausgeschlachtet wird („Das hier ist keine Show! Das ist meine Mum!“). Am Ende der Suche weiß Missing als Thriller in seinem digitalen Rahmen zu gefallen, versteift dabei nicht durch Display-Wechsel und teilt zudem gegen die Mediengier und den True-Crime-Trend aus, was aber noch deftiger hätte ausfallen können. Zugunsten der Beleuchtung des Internets und dem Drang der Drehbuchautoren nach noch mehr Drama nimmt die Handlung komische Ausmaße an, in denen sich erzählerische Ungereimtheiten innerhalb des Hauptmediums einschleichen.
Film | Missing |
erschienen | 23.02.2023 |
Länge | 1 Stunde 51 Minuten |
Genre | Thriller, Medien |
Regie | Nicholas D. Johnson, Will Merrick |
Cast | Storm Reid, Joaquim de Almeida, Ken Leung, Nia Long |
Drehbuch | Will Merrick, Nicholas D. Johnson, Sev Ohanian |
Musik | Julian Scherle |