Filmkritiken
Mission: Impossible - Dead Reckoning
erschienen 13.07.2023
Länge 2 Stunden 44 Minuten
Genre Action, Abenteuer, Thriller
Regie Christopher McQuarrie
Cast Tom Cruise, Hayley Atwell, Rebecca Ferguson, Simon Pegg, Ving Rhames
Drehbuch Bruce Geller, Erik Jendresen, Christopher McQuarrie
Musik Lorne Balfe
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Quelle: themoviedb.org

Mission: Impossible - Dead Reckoning

9 / 10

Diese Kritik enthält Spoiler.

Die diesjährige Blockbuster-Benchmark zeichnet sich zunächst im Verteilen von diversen Seitenhieben aus: Im Rom-Akt gelingt in der Verfolgungsjagd ein besserer Mix aus Wucht und Comic Relief als in „Fast X“, die finale Zugfahrt ist mitreißender als „Indiana Jones 5“ und dazu fühlt sich Dead Reckoning generell wie ein besserer „Bullet Train“ an. Neben den üblichen Misstrauen im Agenten-Gefilde wird das Thema KI nämlich mit der Kalkulation der Zukunft, sprich das mathematische Erfassen des Schicksals, als auch dem Leben auf globaler Ebene (technologische Hoheit und Machtanspruch) und persönlicher Ebene (Ethan Hunt und sein Team) verknüpft. Ganz ohne Familiengeschwätz werden Einsatz, Courage und Freundschaft in das Abenteuer eingebunden.

Die Entität ist zudem die besser verdauliche Variante zum „Auge Gottes“ aus der Fast-and-Furious-Reihe. Blitzschnelle Berechnungen im riesigen Stil stehen dabei im zeitlichen Kontrast zur Figur Ethan Hunt, die zu spät bei wichtigen Momenten eintrifft. In der Hinsicht ist Dead Reckoning eine mit Dramatik und Tragik verbundene Abwandlung von „Minority Report“, indem der Antagonist Gabriel keinen richtigen „Precog“ darstellt, sondern als marionettenartiger Bösewicht die errechneten Szenarien gegenüber Ethan klarstellt. Dämonisiert wird die künstliche Intelligenz nicht – immerhin muss bei der Jagd nach den richtigen Zielpersonen eine Datenbank parallel zur Verfügung stehen und gefüttert werden – doch ihr unerschöpfliches (und hochaktuelles) Potenzial in der Entität eingängig aufgezeigt. Der Hype für den im September erscheinenden „The Creator“ steigt.

Abseits der KI kann der siebte Teil wieder mit seinen Action-Passagen kräftig punkten. Die Drehorte werden exzellent in Szene gesetzt und die Wucht ist beinahe greifbar. Von der Auto-Verfolgungsjagd mit dem witzigen Fiat bis hin zur atemberaubenden Zug-Sequenz in den Alpen als Highlight wird hier Action auf Spitzenniveau präsentiert. Gerade das Finale erscheint wie ein Affront gegenüber dem Beginn von „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“, wenn man bedenkt, dass Industrial Light & Magic auch zu Dead Reckoning und 2 die Effekte beisteuert. Kein ekliger CGI-Sprung auf dem Zugdach findet hier statt, genauso wenig wie ein De-Aging des Action-Superstars. Stattdessen entwickelt sich die Dramatik von einem Wagon zum nächsten stetig. Mit Henry Czerny gibt es herrliche Callbacks zum ersten Teil der Reihe und das Verfolger-Duo Shea Whigham und Greg Tarzan Davis spielt mit ihren konträren Herangehensweisen sehr gut mit. Bis ganz zum Schluss ist der gesamte Akt klasse durchgetaktet.

Ebenfalls glänzen die Neuzugänge Hayley Atwell als Meisterdiebin und Pom Klementieff als rasende Badass-Gegnerin des IMF. Beide stechen mit ihrer Präsenz heraus – etwas, dass Esai Morales als Gabriel noch fehlt, da seine Figur zurzeit aus mittelfeinen Konturen besteht, die einzig und allein im Flashback gezeichnet werden. Die Trennung von Rebecca Fergusons Figur Ilsa Faust erstaunt bezüglich des anschließend nahezu professionellen Voranschreitens in der Mission. Je nach der Stärke der Bindung zu ihr dürfte die Meinung zu dieser Entscheidung schwanken, aber da sie in Teil Zwei ebenfalls eingeplant ist, kann die Erzählung hierzu etwas ergänzen, solange es kein Cop-out sein wird.

Neben den Seitenhieben zu den erschienenen Actionfilmen in den letzten zwölf Monaten deutet sich bei den Anspielungen nicht nur „Minority Report“ an, sondern potentiell auch „2001: Odyssee im Weltraum“ – die Entität, die auf dem besten Wege ist ein vibrierender HAL 9000 zu werden und ein Ethan Hunt, der in diesem dynamischen Gemisch aus Binärzahlen einen Feind vor sich hat, bei dem seine gesamte Karriere von Anfang bis Ende im Schnelldurchlauf abläuft. Wird es die letzte Mission für ihn sein? Wie viel Tank steckt in Tom Cruise noch? Die Auseinandersetzung mit dem Altern auf der Leinwand wird unumgänglich sein. Wie stellt er sich seinem Schicksal? Schließt sich der Kreis in Teil Zwei?

Auch wenn man es hier mal wieder mit einem geplanten Final-Zweiteiler zu tun hat, berauscht der siebte Teil der Mission: Impossible-Reihe einfach in seinen 150 Minuten und gerät nie in einen Leerlauf. Hierfür kommt fast jeder im prächtig zusammengestellten Cast gut zur Geltung und die Komik wird geschickt eingebaut. Die Anspielungen auf die erwähnten Filme erhöhen sowohl das Interesse als auch den Spaßfaktor. Im Nachhinein wird die Geschichte groß und mit sehr viel Ernsthaftigkeit aufgeblasen (hier die Kurzfassung), dennoch reizt die Aktualität des Themas bezüglich des Markenkerns dieser Action-Reihe als auch mit Blick auf die eingereichte Klage von Sarah Silverman gegen OpenAI. Wie schon der Vorgänger „Fallout“ zeigt Dead Reckoning, wer in puncto Action der Platzhirsch in Hollywood ist.

Film Mission: Impossible - Dead Reckoning
erschienen 13.07.2023
Länge 2 Stunden 44 Minuten
Genre Action, Abenteuer, Thriller
Regie Christopher McQuarrie
Cast Tom Cruise, Hayley Atwell, Rebecca Ferguson, Simon Pegg, Ving Rhames
Drehbuch Bruce Geller, Erik Jendresen, Christopher McQuarrie
Musik Lorne Balfe