Filmkritiken
No One Will Save You
erschienen 22.08.2023 (Disney+)
Länge 1 Stunde 33 Minuten
Genre Horror, Thriller, Science Fiction, Psycho
Regie Brian Duffield
Cast Kaitlyn Dever, Elizabeth Kaluev, Lauren L. Murray
Drehbuch Brian Duffield
Musik Joseph Trapanese
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Quelle: themoviedb.org

No One Will Save You

7 / 10

Im Rahmen einer Alien-Invasion beackert No One Will Save You das gängige Narrativ der Vergangenheits-Bewältigung in Horrorfilmen fleißig weiter und trumpft mit seiner dichten Atmosphäre innerhalb einer nicht enden wollenden Verfolgungsjagd auf. Trauma und Entfremdung bilden dabei das Fundament der Handlung, auf dem das gegenwärtig zerrüttete Verhältnis zwischen einer amerikanischen Kleinstadt und der wortkargen Protagonistin Brynn fußt. Kaitlyn Dever spielt sie mehr als überzeugend, indem sie mit der beginnenden Invasion die Angst und ihren von Instinkten geprägten Überlebenswillen glaubhaft verkörpert und den Film trägt.

Devers Wortkargheit korrespondiert mit der Entfremdung der Figur und diese wiederum mit dem Überlebenskampf. Metaphorisch wird mit dem Präparieren und dem Verbarrikadieren Brynns in den abgeschiedenen vier Wänden ihre dunkle Vergangenheit sowie Isolation gut untermauert. Trotz der anhaltend spannenden Atmosphäre lässt Regisseur Brian Duffield die Geschichte behutsam voranschreiten und wie eine Blume aussehen, dessen komplettes Bild der Tragik sich im Finale entfaltet. Aus dem Waffenarsenal der Aliens wird Stück für Stück zurückgegriffen, wodurch mit der Ausgangslage sowohl die Bedrohung als auch eine extraterrestrische Seelsorge praktisch eingeleitet wird. Diese kulminiert in ein stimmiges Finale dank der melancholischen Musik und der Tatrekonstruktion, abgesehen von den nicht benötigten Farblichtern. Hierzu sei gesagt, dass es sich lohnt den Film nach Sonnenuntergang anzuschauen wegen der hohen Dunkelheit in einigen Szenen.

Kurios ist bisweilen die Ambivalenz zum Gesamtszenario. Entgegen der bekannten Rollenverteilung in diesem Konflikt, gibt es Momente, in denen man mit der Protagonistin noch mehr fremdelt als mit den außerirdischen Wesen und das ausgerechnet, wenn sie sich instinktiv aus Notlagen befreit. Verschnaufpausen bieten sich für Brynn und die Zuschauer:innen nur wenige außerhalb des Überlebenskampfs zwischen Kleinstadt und Anwesen im Wald. In der packenden Verfolgung macht das Sound Design auf sich aufmerksam durch die wummernden Bässe und dem Agieren der Aliens mit dem Schnalzen, ihren Schritten plus verzerrte, grummelnde Geräusche als Sprachausmalung. Bei der wuchtigen Aufbereitung und der optimalen Länge von gerade einmal anderthalb Stunden stellt sich definitiv die Frage, warum dieser Film das Direct-to-Streaming-Treatment abbekommen hat und ein Kino-Release von Disney nicht in Betracht gezogen wurde.

Derweil ragen die Themenharmonie, Devers Schauspiel und der Sound in No One Will Save You heraus, wenngleich es an anderen Stellen hapert. Mit dem überwiegenden Verzicht auf Worte bröckelt die Stimmung in den Konfrontationen von Figuren für wenige Sekunden leicht, wenn ein Wort droht aus dem Mund zu gelangen. Weiterhin bleiben bei den monumentalen Bildern, wie ein herauszoomendes Panorama auf die Invasion, eine Intention im Vorgehen bzw. der Selektionsprozess der Aliens unklar, womit das Endresultat mehr als gewöhnungsbedürftig und diskutabel bleibt. Nichtsdestotrotz ist Duffields Ansatz des verbalen Minimalismus mutig in Bezug auf das von Trauma gezeichnete Auseinanderdividieren von Hauptfigur und Kleinstadt. No One Will Save You ist ein ambitionierter Mix aus „Nope“, „A Quiet Place”, „Under the Skin” und „Where the Crawdads Sing” und es ist wirklich schade, dass dieser Film nicht in einem Kinosaal zu sehen und besonders zu hören sein wird.

Film No One Will Save You
erschienen 22.08.2023 (Disney+)
Länge 1 Stunde 33 Minuten
Genre Horror, Thriller, Science Fiction, Psycho
Regie Brian Duffield
Cast Kaitlyn Dever, Elizabeth Kaluev, Lauren L. Murray
Drehbuch Brian Duffield
Musik Joseph Trapanese