Filmkritiken
Past Lives
erschienen 17.08.2023
Länge 1 Stunde 45 Minuten
Genre Drama
Regie Celine Song
Cast Greta Lee, Teo Yoo, John Magaro
Drehbuch Celine Song
Musik Christopher Bear, Daniel Rossen
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Quelle: themoviedb.org

Past Lives

6 / 10

Freundschaftskummer, Entscheidungen, Abkapselung durch physische und zeitliche Distanz, Begegnungen auf virtueller und schließlich physischer Ebene: Past Lives von Celine Song begleitet Nora Moon (Greta Lee) und Hae Sung (Yoo Teo) in drei Lebensabschnitten mit Zwölfjahres-Intervallen von der engen Freundschaft in ihrer Kindheit bis ins Berufsleben. Ihr Treffen von Angesicht zu Angesicht findet nun nach 24 Jahren in New York City während eines mehrtätigen Urlaubstrips von Hae Sung statt. Dabei sollte nicht von naiven Flirtversuchen seitens von Hae Sung ausgegangen werden, denn das unaufgeregte Drama beschäftigt sich eher mit der vergangenen Zeit und den eingeschlagenen Lebenspfaden von Nora und Hae Sung an sich.

Dass Past Lives aber einen großen Hype seit der Uraufführung auf dem Sundance Film Festival generieren konnte, lässt sich ein halbes Jahr später bedauerlicherweise nicht wirklich nachvollziehen. In etwas mehr als hundert Minuten plätschert der Film vor sich hin und das liegt nicht daran, dass ein großer Konflikt von Song vermieden wird. Es fehlt besonders die emotionale Bindung zu den beiden Hauptdarsteller:innen, weil sie zu grob gezeichnet (wo ist Noras Freundeskreis? Bloßes Vermissen als Motor ihrer Freundschaft? Dahingesagte Preise, wenig präsenter Eltern-Hintergrund) und mit beruflichem Beiwerk ausgestattet sind. Die Gespräche werden kompetent eingefangen, indem in den Bildern kalte und warme Farben aufeinanderprallen, um das Auseinanderleben der beiden auf visueller Ebene zu zeigen. Es ist lediglich eine enge Freundschaft zu beobachten, denn von Liebe kann hier nicht die Rede sein.

Unterdessen macht die musikalische Untermalung eine unglückliche Figur und bemüht sich um einen Drive in der Gesprächsdynamik durch zu präsente, melancholische Klänge, was partout keine innere Regung erzeugt. Der eingestreute Humor bringt eine Lockerheit in die Szenen und die Abkapselung könnte in Bezug auf die kulturelle Tradition (Südkorea) und die Migrationspolitik (frühe Heirat zur Erlangung einer Green Card) nach dem Film diskutiert werden, doch das ändert kaum etwas daran, dass die Barriere zwischen Film und Kinosaal durch die abgeklärte Inszenierung nicht verringert wird. Schließlich ist es zur Phrasendrescherei nicht mehr weit entfernt: „It is what it is“, „Hindsight is 20/20“ usw.

Von Fügung und Schicksal ist mit dem koreanischen Begriff „In-Yun“ die Rede (relevant, keine Frage) und da ist es umso beknackter, wenn nach der Heimkehr spontan der Fernseher eingeschaltet wird und bei einem Privatsender auf einmal das Ende von „Fast & Furious 7“ läuft. Das Motiv des Scheidewegs überlappt sich und emotional bewegen sich beide Filme in diesem Moment auf einem gleichen, überschaubaren Level – ja, Wiz Khalifas „See You Again“ schlägt über die Stränge –, was leider zum Lachen ist. In einer gewissen Art und Weise hat dieser Zufall den Eindruck von der Sichtung ungewollt untermauert, was wohl Schicksal ist. Past Lives ist angenehmes Kulleraugen-Kino und erinnert mit seiner Atmosphäre an „Lost in Translation” und „Return to Seoul”, aber an beide Filme kommt es nicht heran.

Film Past Lives
erschienen 17.08.2023
Länge 1 Stunde 45 Minuten
Genre Drama
Regie Celine Song
Cast Greta Lee, Teo Yoo, John Magaro
Drehbuch Celine Song
Musik Christopher Bear, Daniel Rossen