Rebel Ridge

8 / 10

In Rebel Ridge kollidieren kodierte Prinzipien aufeinander, wenn der schwarze Ex-Marine Terry Richmond versucht eine Kaution für seinen Cousin zu hinterlegen – und er dabei auf den zwielichtigen Polizeiapparat der US-Kleinstadt Shelby Springs trifft. Über Racial Profiling bis hin zur Beschlagnahmung von Geldern scheinbar verdächtiger Bürger:innen sieht sich Terry einer Welle an Powertrips ausgesetzt, der er sich in reduzierter Rambo-Manier langsam, aber stetig widersetzt.

Mit der schnell wie effektiv etablierten Ausgangslage hat Regisseur Jeremy Saulnier einen bockstarken Thriller zusammengestrickt. Gefühle und Dialoge im Drehbuch gestaltet er auf den Punkt und stets herrscht der Eindruck: Hier brodelt eine Menge unter der Oberfläche. Man achte dabei auf Terrys Toleranz sowie seine Gefühlsausbrüche in zwei prägnanten Momenten. Erfrischend ist auch, wie die entwaffnende Herangehensweise des Marines auf das eskalierende Waffengelüster der Polizisten. Die Gewalt in Rebel Ridge ist fein dosiert: Es braucht keinen abstrus hohen Body Count, um die Stärke eines Protagonisten zu rechtfertigen. Dafür reicht schon der simple Wikipedia-Eintrag, um den gehörigen Widerstand anzukündigen.

Dazu gesellt sich ein Cast, der die (teils versteckte) Verletzlichkeit auf der einen und die Bösartigkeit auf der anderen Seite glaubhaft rüberbringt. Aaron Pierre spielt den Ex-Marine Terry mit seiner Statur und Abgebrühtheit hervorragend. Für ihn könnte (oder vielmehr sollte) diese Rolle seinen Durchbruch bedeuten. In Don Johnson findet er einen ebenfalls starken Antagonisten in Form des eiskalt kalkulierenden Chiefs der Polizei von Shelby Springs.

Wenn in der Kleinstadt die grassierende Korruption offengelegt wird, versteift der Film sich ein wenig in seiner Akribie. Und der Racheplot bekommt dadurch eine hohe Flugkurve, aber das beeinträchtigt die Spannung kaum. Wenn überhaupt offenbaren die Details die Schlupflöcher, die die dortige Polizei ausnutzt (Stichwörter: Dashcam und stille Operation). Und nicht zuletzt ist dies auch Ausdruck der Präzision und Sorgfalt, mit der Jeremy Saulnier alle Komponenten seines Films behandelt.