Starlet

7 / 10

Durchflutendes Sonnenlicht als Scheinwerfer auf gegensätzliche Wohnsituationen in einem entlegenen Stadtteil von Los Angeles, als Erfassung von Tristesse und Signal zum Leistungsdruck sowie als revitalisierende Begleitung einer kuriosen Freundschaft zweier Frauen mit großem Altersunterschied. Die dokumentargleiche und dynamische Kameraführung sorgt für ein hohes Maß an Authentizität, die Regisseur Sean Baker dafür nutzt, um einen Teil des Epizentrums der Pornoindustrie mit Distanz zu porträtieren und schreckt dabei nicht vor expliziten Bildern zurück. Abseits des Berufsumfelds wird die erwähnte Freundschaft zwischen dem aufsteigenden Pornostar Jane und der älteren Dame Sadie begleitet – jeweils sehr sympathisch verkörpert von Dree Hemingway und Besedka Johnson, zweite gar in ihrer einzigen Rolle.

Umbrüche prägen ihre Lebenslagen, die sich in Sadies privaten Flohmarkt niederschlagen – Sadies Versuch sich von alten Gegenständen zu trennen und loszulassen, während Jane den existenzsichernden Lebensstil durch ihren Job sowie ihre Touren auf ebenjenen Märkten aufrechterhält. In dieser Transaktion von Eigentum treffen beide aufeinander und ihre Verbindung wird durch die Dramaturgie und Janes anschließende Bedenken etabliert. Die Gespräche wirken nicht erzwungen, die Chemie ist deutlich zu sehen und wird durch den coolen, titelgebenden Chihuahua unterstrichen. Der Versuch bereits vorhandenes Mitgefühl in den Bildern zum Ende hin noch weiter herauszukitzeln funktioniert nicht, doch zeichnet sich Starlet in erster Linie in dem von der Farbe Gelb unterstützten Wechselspiel von Rohheit und Auflockerung aus, das die turbulente Wohnlage der beiden Protagonistinnen durchdringt und in der ihre Freundschaft Halt im Übergang gibt.