Tampopo

8 / 10

Die Bedeutungsvielfalt von Essen: Mit der Komödie Tampopo ergründet Regisseur Jûzô Itami das essentielle Bedürfnis der Menschen zur Nahrungszufuhr auf ästhetischer, sexueller, gesellschaftlicher sowie persönlicher Ebene und wirkt, grob gesagt, wie ein auf das Thema Ernährung übertragenes „Memoria“. Ganz nach dem Spruch „das Auge isst mit“ begibt sich die Kamera auf ein kleines, kulinarisches Abenteuer durch Japan, das so eingefangen wird, dass die Erkundung von Stadt und Land sich zu einer metaphorischen Betrachtung einer Nudelsuppe verwandelt (gut zu erkennen am Schnitt und einem Zeitraffer durch eine Wohnsiedlung). Beginnend beim amüsanten Appetizer in Form eines Textauszugs über die Vorangehensweise bei einer Nudelsuppe (vorgelesen von Ken Watanabe) wechselt der Film zwischen dem Ramen-artigen Haupterzählstrang des Films – der das Training der titelgebenden Köchin zur Wiedereröffnung ihres Imbisses begleitet – und den eingestreuten, episodischen Nebensträngen – entweder als rein bildlicher Übergang oder eine separate Kurzgeschichte mit Blenden als Einleitung.

In den sich zeigenden Verwurzelungen der menschlichen Ernährung wird eine gute Menge an Comedy hinzugefügt und zwischendurch mischt sich sogar schwarzer Humor ein, der für die lustigsten Szenen im Film sorgt. Zusätzlich wird eine nette Prise Western in Person von Hauptdarsteller Tsutomu Yamazaki hineingegeben. Trotz der an einigen Stellen witzigen Inszenierung verkommt das Subjekt niemals zur Lächerlichkeit und die Exkurse in den sexuellen Verkehr bieten eine einzigartige Atmosphäre. Tampopo als einen feinen Food-Porn-Film zu bezeichnen wäre nicht ausreichend. Die Etikette im Restaurant, der Zugang zu einem breitgefächerten Menü im reichen Gefilde, die Limitation in der Wahl der Gerichte innerhalb des prekären Umfelds, das gemeinsame Essen an einem Tisch oder nebeneinander, die Leidenschaft, die Sinnlichkeit, die hervorgerufenen Erinnerungen an ein spezielles Gericht – all dies wird abgebildet und das zum Schluss passend gewählte Motiv stellt klar, dass die Ernährung den Menschen von Geburt an begleitet und das Leben zu einem entscheidenden Grad definiert.