The Innocents

7,5 / 10

Ein sich langsam entwickelnder Horror-Streifen aus Norwegen, in dem die kindische (Alp-)Traumwelt die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lässt und den Zuschauer dabei in die Gefühlslage der Kinder hineinversetzt. In den übernatürlichen Fähigkeiten der Kinder Ida, Anna, Ben und Aisha zeigen sich Grausamkeit, Selbstvertrauen oder Freude in ihrer Ausübung, aber auch fehlende Empathie seitens der Eltern in ihrem Ursprung. Sie fungieren als Mittel zur Kompensation und Kommunikation, um neue Kontakte mit anderen Kindern knüpfen und damit ihren Außenseiter-Status abschütteln zu können – auf die gute oder die schlechte Art und Weise.

Was die Fähigkeiten so faszinierend macht, ist der Umstand, dass man ihre Wirkung mit sachlichen Argumenten oder dem Zufall widerlegen könnte und dass man gleichzeitig diese überbordende Illusion aufrechterhalten möchte, wenn Telepathie dafür genutzt wird, um mit einem geistig beeinträchtigen Kind Kontakt aufzunehmen. Regisseur Eskil Vogt spielt mit den Regeln dieser Traumwelt bzw. Übernatürlichkeit und so lassen sich nur wenige Gründe für eine Aktion nur schwer nachvollziehen, weil der Background nicht dargestellt wurde – aber das Unerklärte sorgt für die Spannung im Film, die zunehmend steigt. Stellenweise möchte man sogar die fiese Handlung mit den eigenen Gedanken steuern – entweder weil man sich mit den Kindern identifizieren kann oder mit ihnen mitfiebert.

Über 117 Minuten baut sich eine kalte, schwere Atmosphäre auf mit ruhigen Einstellungen in Kombination mit kleinen, visuellen Kniffen und schaurigem Sound Design – langgezogene Bässe und der Einsatz der künstlichen Geräusche sind punktgenau und lassen einen teilweise richtig zusammenzucken. Dankenswerterweise braucht es keine Jump Scares, kein Übermaß an Gewalt – es ist die Dosierung von letzterem gepaart mit Geduld und wirklich starken Performances der Kinder, die The Innocents auszeichnen.