WALL-E

9,5 / 10

Ein Meisterwerk, das aufgrund seiner beißenden Kritik an der Müllverschmutzung, dem lebenseinschneidenden Geschäftsmonopol und den Vorteilen der Automatisierung – die ganz nebenbei Idiocracys drastische Inszenierung einer degenerierten Gesellschaft angenehm herunterbricht – bedrückend gut gealtert ist und noch besser altern wird. Pixars Feingefühl für effektive Gesten, die Geschmeidigkeit der Animation und eine wunderschöne Tanzchoreografie im Weltraum machen WALL-E zum wohl süßesten Roboter der Filmgeschichte, der abseits seines Mülltrennungs-Alltags eine glaubwürdige, romantische Beziehung mit dem Roboter EVE herstellen möchte, um die kulturellen Überreste der Menschheit und sein Dasein auf dem Planet Erde zu teilen. Ihre Chemie, angetrieben durch Mimik, Gestik und Handlungen, zu der sich höchstens ein paar programmierte Wörter und Laute hinzugesellen, ist “show, don’t tell” in Perfektion. Leichte Abzüge gibt es jedoch für den etwas einfältig geratenen Antagonisten AUTO, der seinen verlorenen Glauben in die Menschheit und die Anweisungen seines Arbeitgebers zu sehr herunterspult.

WALL-E ist ein Musterbeispiel dafür, wie man praktisch jedem Gegenstand und Lebewesen einen emotionalen Unterbau durch Nahaufnahmen, Ausdruck und feine Bewegungsabläufe verleihen kann. Dass so etwas möglich sein kann, haben unter anderem Daniels mit „Everything Everywhere All at Once“ und der Auseinandersetzung zwischen zwei Steinen in einem Canyon präsentiert. Abgesehen von dem visuellen Kunststück ist der erste Akt mit den Abenteuern des Protagonisten durch die Konsumapokalypse grandios und die beiden weiteren Akte auf dem Raumschiff Axiom, die den Bruch mit der Lethargie des technologie-abhängigen Lebens in den Mittelpunkt rücken, sind ebenfalls gelungen mit geschickt eingewebten Film-Samples. Ein großer Ausflug in eine Welt, die hoffentlich eine Dystopie bleiben wird.