War Sailor

5,5 / 10

Kritik zur Langfilmfassung

Auf verlorener See: Regisseur Gunnar Vikene veranschaulicht in War Sailor die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Bevölkerung und Arbeiterschicht Norwegens anhand der fiktiven Familie von Alfred und Cecilia (Kristoffer Joner und Ine Marie Wilmann) sowie Alfreds besten Freund Sigbjørn (Pål Sverre Hagen). Stellt der Beruf der beiden Männer als Reeder bereits eine Distanz zwischen Alfred und seiner Familie her, so wird diese durch die Angriffe von Nazideutschland extrem vergrößert und entwickelt sich zu einem dramatischen Überlebenskampf – auch für Cecilia und die Kinder daheim. Die Tätigkeit ist dabei kein zwingender Vorbote der Entfremdung, sondern der Krieg zeichnet sich schließlich dafür verantwortlich und beeinflusst beide entzerrte Schicksale über dessen Ende hinaus nachhaltig. Momente der Reflexion des Krieges schimmern dabei durch – mit Betonung auf schimmern.

Denn die eindrucksvollsten Momente sind in den überlangen 150 Minuten von War Sailor weit verstreut. Den drei Lebenspfaden folgt man ab dem Jahr 1939 von einem Zeitsprung zum nächsten – die Anzahl der Zeitsprünge fällt dabei negativ auf – doch nach dem zweiten Drittel wird eine unschöne Weiche eingebaut, die im Build-up einer Person kaum abzusehen war. Das Interesse am Auserzählen der Leben verringert sich damit in den letzten 20 bis 30 Minuten auf ein Mindestmaß und die Gefühle von allen Beteiligten offenbaren sich nur langsam, auch wenn die Schauspieler:innen ihre Rollen gut verkörpern. So zeigt War Sailor Trümmerfelder auf realer und familiärer Ebene und gibt einen besseren Einblick in die Charaktere als die 2022-Version von „Im Westen nichts Neues“, was aber durch die Erzählstruktur und die zu lange Dauer gehemmt wird.